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Gründe für die Erkennung von ADHS bei Kindern und die Behandlungsmöglichkeiten


ADHS bei Kindern kommt nicht so häufig vor, wie allgemein angenommen. Woran die neurologische Störung erkannt wird, warum sie auftritt und wie ihr damit umgeht, erfahrt ihr hier.

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VIDEO: ADHS – von ersten Symptomen bis zur richtigen Diagnose | Gesundheit! | BR
Bayerischer Rundfunk

Wenn Kinder nicht so funktionieren, wie sie sollen, wird schnell das Etikett "ADHS" aufgeklebt. Dabei durchleben sie oft einfach eine ganz normale kindliche Phase. Verhält sich euer Kind hingegen über einen längeren Zeitraum unkonzentriert, unruhig oder impulsiv, ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Wir verraten, wann eine neurologisch bedingte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung vorliegen könnte – und wie sie üblicherweise behandelt wird.

Was sind die Anzeichen und Hauptmerkmale?

Wenn es um ADHS bei Kindern geht, gibt es klassischerweise drei Hauptmerkmale: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Die Ausprägung dieser Symptome kann von Kind zu Kind variieren.

  1. Unaufmerksamkeit: Kinder mit ADHS sind oft unaufmerksam. Sie zeigen Schwierigkeiten, sich lange auf eine Aufgabe zu konzentrieren und ihre Aufmerksamkeit schweift schnell ab. Diese mangelnde Konzentration führt dazu, dass sie zum Beispiel vergessen, wo sie ihre Gegenstände gelassen haben oder was sie als Nächstes tun wollten. Auch organisatorische Fähigkeiten sind eine Herausforderung: Sie kämpfen damit, Aufgaben zu strukturieren oder sich zeitlich zu organisieren. Oftmals vermeiden sie zudem Aufgaben, die eine längere geistige Anstrengung erfordern, und neigen dazu, sie zu verzögern. Ihre Ablenkbarkeit zeigt sich, indem sie sich leicht von äußeren Reizen oder von ihren eigenen Gedanken ablenken lassen. Zudem neigen Kinder mit ADHS dazu, bei schulischen oder anderen Aktivitäten Fehler zu machen, weil sie Details übersehen.
  2. Hyperaktivität: Hyperaktivität ist ein weiteres Merkmal von ADHS bei Kindern. Hyperaktive Kinder zeigen eine auffallende Unruhe in ihrem Verhalten und zappeln beispielsweise häufig mit den Händen oder Füßen, weshalb ADHS im Volksmund auch als "Zappelphilipp-Syndrom" bezeichnet wird. In Situationen, in denen von ihnen erwartet wird, ruhig zu sein – beispielsweise in der Schule oder während des Essens –, haben sie Schwierigkeiten, stillzusitzen. Bei manchen Kindern im Grundschulalter ist dieses Verhalten so ausgeprägt, dass sie im Klassenzimmer buchstäblich über Tische und Bänke klettern. Ihre Gespräche sind oft durch übermäßiges Reden gekennzeichnet, und sie neigen dazu, in unpassenden Momenten zu sprechen.
  3. Impulsivität: Die Impulsivität zeigt sich in verschiedenen Verhaltensweisen. Sie sind oft ungeduldig und warten nicht gerne auf ihren Zug, sei es beim Spielen oder in einer Warteschlange. Ihr impulsives Verhalten äußert sich auch dadurch, dass sie zum Beispiel Gespräche oder Spiele anderer stören und nicht warten können, bis sie an der Reihe sind. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie antworten, bevor eine Frage vollständig gestellt wurde, was oft dazu führt, dass sie den eigentlichen Inhalt der Frage missverstehen. Ebenso charakteristisch ist ihre Schwierigkeit, Emotionen zu kontrollieren, was zu plötzlichen Wutausbrüchen oder emotionalen Ausbrüchen führen kann, die für die gegebene Situation unangemessen erscheinen.

Neben diesen drei Hauptmerkmalen gibt es noch weitere Indikatoren, die auf ADHS bei Kindern hindeuten könnten. Manche Kinder sind zum Beispiel äußerst sensibel, beharrlich und energiegeladen, andere zeigen sich eher nachdenklich, unangepasst und skeptisch gegenüber Neuem.

Warum bekommen Kinder ADHS?

Die genaue Ursache von ADHS ist bis heute nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es mehrere Faktoren, die zur Entstehung beitragen können. Genetik spielt eine wichtige Rolle: Studien haben gezeigt, dass ADHS oft in Familien vorkommt, was darauf hindeutet, dass es genetische Veranlagungen gibt, die das Risiko erhöhen können. Eine Familiengeschichte von ADHS oder anderen neurologischen oder psychischen Erkrankungen kann die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose bei einem Kind erhöhen. Zusätzlich können Schwierigkeiten während der Schwangerschaft oder Geburt, wie eine Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht oder Rauchen und Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft das Risiko für ADHS erhöhen.

Umweltfaktoren können ebenso eine Rolle spielen. Exposition gegenüber bestimmten Toxinen wie etwa Blei in jungen Jahren wird mit einem erhöhten Risiko für ADHS-Symptome in Verbindung gebracht. Auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit wie Missbrauch oder Vernachlässigung können ebenfalls zu Symptomen beitragen, die der Störung ähneln. Vermutlich ist die Entstehung von ADHS somit auf eine Kombination aus genetischen, neurobiologischen und umweltbedingten Faktoren zurückzuführen.

Wie wird ADHS diagnostiziert und behandelt?

Für die Diagnose von ADHS werden verschiedene medizinische, pädagogische und psychologische Fachkräfte eingebunden. So läuft der Prozess ab:

  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit den Eltern oder Betreuungspersonen, um mehr über die Verhaltensauffälligkeiten und die Entwicklungsverläufe des Kindes zu erfahren.
  • Verhaltensbeurteilungen: Oft werden Lehrer:innen oder Betreuer:innen gebeten, Fragebögen auszufüllen, die spezifische Verhaltensweisen bewerten, um festzustellen, ob die Symptome in mehr als einer Umgebung auftreten.
  • Neuropsychologische Tests: Hierbei wird die Aufmerksamkeitsspanne, das Arbeitstempo und die Fähigkeit zur Impulskontrolle beurteilt.
  • Körperliche Untersuchung: Um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen, wie Schilddrüsenerkrankungen oder Seh- oder Hörprobleme.
  • Ausschluss anderer Erkrankungen: Es ist wichtig, andere Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen oder bestimmte Lernstörungen auszuschließen, die ähnliche Symptome aufweisen können.

Die Behandlung von ADHS ist oft multidisziplinär. Medikamentöse Therapien, insbesondere Stimulanzien wie Methylphenidat, sind häufig verschrieben und können helfen, die Symptome zu regulieren. Verhaltenstherapeutische Ansätze unterstützen Kinder und Familien dabei, problematisches Verhalten zu minimieren und positive Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Schulische Anpassungen und Elterntraining können auch hilfreich sein, um den Alltag zu erleichtern und das soziale Wohlbefinden des Kindes zu fördern. Aber: Es ist natürlich immer entscheidend, die Behandlung individuell auf die Bedürfnisse jedes Kindes zuzuschneiden.

Welche Folgen kann ADHS bei Kindern haben?

ADHS bei Kindern kann weitreichende Folgen haben. Oft haben sie in der Schule Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Aufgaben zu organisieren und Fristen einzuhalten, was oft zu unterdurchschnittlichen Leistungen führt. Sozial führen ihre Impulsivität und Hyperaktivität häufig zu Konflikten mit Gleichaltrigen, was ihre Fähigkeit beeinträchtigen kann, stabile Freundschaften zu knüpfen. Auch soziale Ausgrenzung und Mobbing werden mitunter zum Problem. Unter der ständigen Kritik und den Misserfolgen kann zudem das Selbstwertgefühl eures Kindes leiden.

Einige Kinder entwickeln zudem herausfordernde Verhaltensweisen, die zuhause oder in der Schule zu Problemen führen können – Drogen- und Alkoholmissbrauch sowie rechtliche Probleme im Erwachsenenalter sind oft die Folge. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko für Begleiterkrankungen wie Angststörungen und Depressionen. Daher ist eine frühzeitige Erkennung und Intervention entscheidend, um potenzielle negative Auswirkungen zu minimieren und den Kindern zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Wie lässt sich der Alltag bewältigen?

Der Alltag mit einem ADHS-Kind stellt zweifellos besondere Herausforderungen dar, lässt sich jedoch mit den richtigen Strategien gut bewältigen. Besonders wichtig ist die Schaffung einer Struktur im normalen Familienalltag. Ein klar definierter und konsequenter Tagesablauf mit festen Zeiten für Mahlzeiten, Aktivitäten und Schlaf hilft eurem Kind, sich sicherer zu fühlen. Klare, einfache Anweisungen und Regeln, die konsistent angewendet werden, bieten zusätzlich Orientierung und Sicherheit. Ganz wichtig: Wenn ihr positive Verhaltensweisen lobt, stärkt ihr das Selbstbewusstsein eures Kindes und motiviert es dazu, weiterhin daran festzuhalten.

Neben der Struktur ist auch Sport oder Bewegung allgemein wichtig für Kinder mit ADHS. Bewegung hilft, überschüssige Energie abzubauen und das emotionale Gleichgewicht zu fördern. Kurze, regelmäßige Pausen ermöglichen dem Kind, sich zu sammeln und neu zu fokussieren. Und schließlich, inmitten aller Herausforderungen, ist es entscheidend, stets mit Empathie und Verständnis zu reagieren. Oft hilft es auch, sich Unterstützung von Fachleuten oder den Austausch mit anderen Eltern zu suchen, um zu hören, wie diese mit ganz ähnlichen Problemen umgehen oder wie man damit umgehen sollte.

Quellen:

ELTERN

#Themen
  • Konzentration
  • Schule
  • Schwangerschaft
  • Geburt

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Author: Robert Collins

Last Updated: 1703666281

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